Bayerischer Wirtschaftsminister stellt sich gegen Süd-Ost-Link – „Wackersdorf 2.0“ einzig gangbarer Weg – Nutzung der Autobahntrassen technisch nicht machbar – Verlegung im Gelände nicht zu verantworten
Trebsau. Klare Ansage zu später Stunde: Geht es nach dem Willen von Hubert Aiwanger, dem Bayerischen Minister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, von den Freien Wählern (FW) dann kommt der Süd-Ost-Link keinesfalls. „Wir brauchen einen Plan B. Und wir müssen den Weg ‚Wackersdorf 2.0‘ gehen“, sagte der 49-Jährige am Montagabend bei seinem Besuch im vollbesetzten Gasthaus Hoch in Trebsau, den Landtagsabgeordneter Tobias Gotthardt und Landratskandidat Tobias Groß angeleiert und Bürgermeisterkandidatin Petra Baierl und Gemeinderats- und Kreistags-Kandidatin Sonja Bodensteiner organisiert hatten.
Aiwanger ist ein Minister, der die Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern genießt, und den die Bevölkerung mag. Zahlreiche Selfies zusammen mit FW-Anhängern und Trassen-Gegnern ließ er geduldig trotz seines eng gesteckten Terminkalenders von sich machen. Ein Faktor, der ihm in der nördlichen Oberpfalz viele Sympathien einbrachte. Was aber für die Anwesenden, die allesamt kontra Süd-Ost-Link waren, noch viel wichtiger war und tosenden Applaus hervorrief: Der Söder-Stellvertreter forderte die Bundesregierung unmissverständlich aufgrund neuer Fakten dazu auf, die Notwendigkeit einer Stromtrasse grundsätzlich nochmals zu überdenken und in einen Meinungsumschwung einzutreten.
Denn: „Die ins Spiel gebrachte Nutzung der vorhandenen Autobahntrasse der A93 ist technisch nicht mach- und finanzierbar. Wir müssen dieses Märchen und Wahlkampf-Thema unbedingt beenden. Und eine Verlegung der Leitungen im Gelände ist nicht zu verantworten“, traf Aiwanger sehr konkrete Aussagen. Sein Bild verfertigt habe der Vor-Ort-Termin am Montag mit den Tennet-Vertretern René Queren, Projektleiter „Planung und Genehmigung“, und Paul Garmer, Leiter Öffentlichkeitsarbeit, sowie MdL Gotthardt, einem Autobahntrassen-Befürworter wie dem Hofer Landrat Oliver Bär und dem oberfränkischen Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Hans-Peter Friedrich sowie dem Leonberger Bürgermeister Johann Burger (FW). Dieser Termin fand an der A93 unter anderem auch an der Waldnaabtalbrücke statt.
Unmittelbar danach war für den Wirtschaftsminister bereits klar: „„Ich denke, das war für jeden erhellend, man hat eine lange Zeit aneinander vorbeigeredet.“ Nur wenn man direkt neben der Straße zwei Meter runterbohren könne, sei die Trasse machbar. „Wenn es aber eindeutig heißt, der Straßenkörper darf nicht angefasst werden, dann ist die Autobahntrasse problematischer als jede andere.“ Was nicht bedeute, dass er die Tennet-Lösung querfeldein begrüßt.
Noch direkter waren Aiwangers Aussagen dann am Abend in Trebsau, wo die geplante Trasse direkt zwischen dem Ort und Bechtsrieth verlaufen würde: „Ein klares Nein meinerseits zur Nutzung der Autobahntrassen“, so der Minister. Die Leitungen würden bei dieser Lösung durch Wälder, geplante Gewerbegebiete, an Weihern vorbei und durch Wasserschutzgebiete laufen. Die technischen Hindernisse seien immens, auch eine Verlegung durchs Land käme für ihn nicht in Frage.
Vielmehr forderte Aiwanger die Bundesnetzagentur und die CDU-Politiker zum kompletten Umdenken auf. Die bisherige Kapazität der Leitungen würde seiner Meinung nach für Bayern ausreichen. Es seien zur Strom-Grundsicherung ausreichend Reserven vorhanden. Um diese aber zu stabilisieren sollte, so der Minister, über andere Energiegewinnungsmöglichkeiten, wie Gas-Kleinkraftwerke oder die Wasserstoff-Technologie, nachgedacht werden.
Zudem hätten die bisherigen Leitungen noch genügend Potenzial, das durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz um 30 bis 50 Prozent gesteigert werden könnte. „Wir können so den eigenen Strombedarf im Süden abdecken, ohne dass wir Strom aus dem Norden brauchen“, sagte Aiwanger, der auf die deutsche Politik, die sich vorerst für den Süd-Ost-Link entschieden habe, richtig böse sei.
Aussagen, die bei den anwesenden Gästen und Kommunalpolitikern auf offene Ohren stieß. FW-Bürgermeisterkandidatin Baierl, deren Heimatgemeinden Trebsau und Bechtsrieth eh schon durch viele andere Versorgungsleitungen am Limit sei, stellte sich mit einem eindeutigen „Nein“ gegen den Süd-Ost-Link. Ebenso FW-Landratskandidat Groß: „Mit diesen Aussagen bekommen wir und unsere betroffenen Bürgerinnen und Bürger genau die Unterstützung und Kraft, die sie benötigen.“