Staatsminister a. D. Dr. Ludwig Spaenle zu Gast in der Flosser Synagoge – Altbürgermeister Fred Lehner berichtet über Geschichte der Juden im Markt und richtet flammenden Appell an alle

Floß. Es ist ein lebendiges Bild der Versöhnungs- und Erinnerungsarbeit gewesen, das Dr. Ludwig Spaenle, der ehemalige Kultusminister und jetzige Antisemitismus-Beauftragte der bayerischen Staatsregierung, am Freitagnachmittag in der Flosser Synagoge gezeichnet bekam. „Diese Begriffe sind für die Gemeinde und ihren ehemaligen Bürgermeister Fred Lehner keine leere Hülse“, sagte Dr. Spaenle am Ende eines kurzweiligen und informativen, aber ebenso sehr emotionalen, Besuches.

Als der CSU-Politiker im Mai Oberpfalz TV-Reporter Tim Wehinger für seinen Kurzfilmbeitrag und Dokumentation über „Jüdisches Leben in der Oberpfalz“ am Beispiel der früheren jüdischen Gemeinde Floß mit dem ersten Preis auszeichnete, hatte er bekannte, dass ihm die Flosser Synagoge demnächst ein Besuch wert sei. Gesagt, getan: Organisiert von Landtagsabgeordneten und CSU-Kreisvorsitzenden Dr. Stephan Oetzinger löste der Ex-Minister nun sein Versprechen ein.

„Jüdisches Leben ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil unseres geschichtlichen Erbes. Es wird heute aktiv in vielen Gemeinden und Institutionen in ganz Bayern gelebt! Zugleich müssen wir feststellen, dass Antisemitismus mit unterschiedlichen Hintergründen und in vielerlei Gestalt dieses jüdische Leben und damit unser Gemeinwesen bedroht. Der Einsatz für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus ist der Kern meines Auftrages“, umschrieb Dr. Spaenle seine Arbeit.

Neben ihm und Dr. Oetzinger ließen es sich am Freitag auch der Michldorfer Pfarrer Alfons Forster in seiner Funktion als Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Kreisrat Dominik Baschnagel, Kreis- und Markträtin Rita Rosner, Markträtin Andrea Gollwitzer, CSU-Ortsverbandsvorsitzender Harald Gollwitzer und seine Stellvertreterin Nadine Gralla-Sommer sowie Mitglieder der Flosser CSU und Frauen-Union (FU) nicht entgegen, dem Vortrag von Bürgermeister a. D. Lehner zu lauschen.

Knappe eine Stunde lang informierte er als profunder Kenner über die „338-jährige Geschichte der jüdischen Gemeinde in der insgesamt 1074-jährigen Geschichte des Marktes Floß“. Lehner berichtete so u. a., dass die Flosser Synagoge ein „erhaltenswertes Kunstdenkmal“ sei, das zusammen mit dem Friedhof „steinerne Zeugen der Vergangenheit“ darstellen würden. „Sie sind aber auch Garanten dafür, dass der jüdische Kultus im Markt lebt, was in aller Zukunft so bleiben möge“, sagte Lehner.

Einen emotionalen und flammenden Appell richtete er nicht nur an die Anwesenden, sondern an alle: „Wir müssen wachsam bleiben, damit sich das begangene Unrecht der Deutschen am jüdischen Volk, wie es von 1933 bis 1945 der Fall war, nie und nimmer wiederholen kann. Wehret deshalb den Anfängen“, so der Ex-Bürgermeister. Denn: Der Antisemitismus dürfe in „unserem freiheitlich demokratischen Rechtsstaat keine Chance haben“. Umso wichtiger sei „unsere Versöhnungs- und Friedensarbeit – heute, morgen und an jedem Tag“. Aussagen, die die Anwesenden mit Applaus untermauerten, und die auch Dr. Spaenle gefielen und berührten.

Dessen Besuch in der nördlichen Oberpfalz war damit aber noch nicht zu Ende. Zunächst beteiligte er sich an Dr. Oetzingers Bürger- und Sommergesprächen „Miteinander redn“ im Weidener Schätzlerbad. Danach ging es zur Aussegnung des Flossenbürger Altbürgermeisters Josef Werner ging, der einen maßgeblichen Anteil am Auf- und Ausbau der KZ-Gedenkstätte in Flossenbürg hatte.