Großer Gönner des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) Irchenrieth wäre am Montag 90 Jahre alt geworden – Maßgeblichen Anteil an der Gründung der Einrichtung gehabt

Irchenrieth-München. Dem ehemaligen CSU-Politiker Franz Weigl, der am Montag seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte, sind die Sozial- und Regionalpolitik am Herzen gelegen. Während seiner Amtszeit als Tirschenreuther Landrat wurden zahlreiche Projekte verwirklicht, wie z. B. der Bau des Stiftland-Gymnasiums, des Berufsschulzentrums Wiesau und des Sibyllenbades in Bad Neualbenreuth. Was aber die wenigsten wissen: Weigl war auch Vordenker, Taktgeber, Unterstützer und Gönner des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) Irchenrieth, an dessen Gründung er maßgeblich beteiligt war.

„Es waren arbeitsintensive Wochen, Monate und Jahre, bevor am 18. August 1969 mit dem Bau unserer Vorschule der Startschuss des HPZ in Irchenrieth fiel“, erinnert sich die heutige stellvertretende Vorstandsvorsitzende Brigitte Krause, deren Vater Alfred Krause zusammen mit Weigl den Weg für die Einrichtung bereitete. Alfred Krause gründete am 27. März 1965 im damaligen Glötznerstüberl in der Weiden den „Ortsverein Lebenshilfe – für das geistig behinderte Kind e. V“ – dem Vorgänger des heutigen „Vereins Lebenshilfe für Behinderte e. V.“.

Schnell sei vor fast 60 Jahren von ihrem Vater erkannt worden, dass der Platz im Sonderkindergarten im „Waldheim Weiden“ mit seiner Tagespflege aufgrund der vielen Nachfragen nicht mehr ausreiche. So sei die Idee entstanden, eine größere Einrichtung ins Leben zu rufen. Viele der früheren Kommunalpolitiker wurden von Alfred Krause kontaktiert, bis eben mit Franz Weigl ein „interessierter und bis ins Detail informierter“ Unterstützer und Förderer zum HPZ-Aufbau gefunden worden war.

„Er hat meinen Vater nicht nur mit seiner Verwaltungs- und Rechtsberatung geholfen, sondern als Politiker die damals noch nicht vorhandenen Änderungen im Sozialgesetzbuch angeleiert und forciert“, blickt die stellvertretende Vorstandsvorsitzende unter anderem auf die vielen Sonntage, an denen die Pläne in den Privatwohnungen in Weiden und Tirschenreuth geschmiedet wurden, zurück.

Es folgte schließlich am 3. Januar 1968 der Grunderwerb in Irchenrieth, dem sich die erwähnte Grundsteinlegung der Vorschule anschloss. „Ohne Franz Weigl, der dann auch unser erstes Ehrenmitglied wurde, wäre das nicht möglich gewesen“, sagt Brigitte Krause. „Wir haben ihm sehr viel zu verdanken.“ Viel Zeit des Ruhestandes war Franz Weigl jedoch leider nicht vergönnt.

Aus der gemeinsamen Arbeit für das HPZ Irchenrieth entstand zwischen Alfred Krause (l.) und Franz Weigl (r.) auch eine tiefe persönliche Freundschaft.

Aus der gemeinsamen Arbeit für das HPZ Irchenrieth entstand zwischen Alfred Krause (l.) und Franz Weigl (r.) auch eine tiefe persönliche Freundschaft.

Nur fünf Jahre nach seinem Rücktritt als Landrat des Landkreises Tirschenreuth erlag Weigl am 21. August 1996 im Alter von 64 Jahren in München einem Herzinfarkt. In der Landeshauptstadt hatte er mit seiner Familie, seiner Ehefrau und seinen Kindern, den Lebensabend verbracht. Der gebürtige Tirschenreuther hatte Jahrzehnte die Politik in seinem Landkreis, und durch das HPZ bedingt, auch im Neustädter Landkreis geprägt, bevor er 1991 aus gesundheitlichen Gründen vom Amt des Landrats zurücktrat.

Am 31. Oktober 1932 als ältestes von sieben Kindern geboren, besuchte Weigl die Volksschule in Tirschenreuth, dann die Oberrealschule Eger. Nach einem schweren Luftangriff der Amerikaner wurde die Schule 1945 geschlossen, Weigl besuchte wieder die Volksschule. Der damalige Lehrer empfahl ihn als kaufmännischen Lehrling der Tuchfabrik Mehler. Domvikar Böhm aus Kleinkonreuth vermittelte 1955 eine Stelle bei Kolping. Hier wurde Franz Weigl Landessekretär für die bayerischen Diözesen.

Schon in jungen Jahren interessierte sich der Tirschenreuther für die Politik. 1953 sprach er bereits als JU-Kreisvorsitzender in verschiedenen Versammlungen der CSU. Der große Durchbruch kam 1961: Mit nicht einmal 29 Jahren wurde Franz Weigl eines der jüngsten Mitglieder des Deutschen Bundestages, dem er bis 1972 angehörte. Über elf Jahre arbeitete er in Bonn, bevor er 1972 als Landrat von Tirschenreuth die Nachfolge von Otto Freundl antrat.

Es war damals die Zeit der Gebietsreform. Der neue Landkreis Tirschenreuth setzte sich zusammen aus dem Stiftland im Osten, dem früheren Landkreis Kemnath im Westen und dem Erbendorfer Gebiet, das aus dem Landkreis Neustadt/WN umgegliedert wurde. Es war keine leichte Aufgabe, diese Gebiete zu einer Einheit zusammenzuführen.

„Franz Weigl hat sein Amt als Landrat und als Politiker nicht bloß verwaltet, sondern gestaltet. Mit seiner ausgleichenden, menschlichen Art hat er viel erreicht. Menschlichkeit und Toleranz praktizierte er aber auch in der täglichen Arbeit“, schrieb so beispielsweise der Neue Tag in Weiden – Charakterzüge, die er auch fürs HPZ Irchenrieth gewinnbringend einsetzte. Viermal wurde der Tirschenreuther mit überwältigender Mehrheit zum Landrat gewählt, bevor er 1991 sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niederlegte.