Flosser Spezialtiefbaufirma Gollwitzer GmbH treibt mit Hersteller Liebherr auf der ADAC-Baustelle in Weiden die Entwicklung von energieeffizienten Maschinen voran – Nachhaltigkeit wichtiges Thema in der Branche

Floß/Weiden. Fast 18 Meter hoch und über 50 Tonnen schwer: Schon die Eckdaten des Bohrgerätes, mit dem die Flosser Spezialtiefbaufirma Gollwitzer GmbH auf der ADAC-Baustelle in Weiden arbeitet, sind beeindruckend. Aber was es wirklich einzigartig macht, ist sein rein elektrischer Antrieb. Sowie die Tatsache, dass eine Maschine dieser Art erstmals in der Oberpfalz bei einem gemeinsamen Pilotprojekt mit dem Hersteller Liebherr zum Einsatz kommt.

„Die Nachhaltigkeit in unserem Betrieb sowie auf unseren Baustellen ist für uns, nicht zuletzt auch wegen der aktuellen Energie-Einsparungsdiskussionen, ein ungemein wichtiges Zukunftsthema“, sagte Firmenchef Harald Gollwitzer am Donnerstagmorgen in Weiden. Liebherr hatte mit dem ersten batteriebetriebenen und in Serie gegangenen Großdrehbohrgerät der Welt – dem LB 16 unplugged – auf die sich stetig verändernden Anforderungen der Bauindustrie reagiert.

Und fand in der Spezialtiefbaufirma Gollwitzer sowie in ihrem neuen 2021 aus der Taufe gehobenen Schwesterunternehmen NATURE DRILL die passenden Partner, die damit eine Vorreiterrolle einnehmen. „Das elektrische Bohrgerät wird auf der ADAC-Baustelle praxisnah mit einem vollkommen identischen dieselbetriebenen Bohrgerät verglichen. Denn beide Bohrgeräte bestreiten jeweils die Hälfte der Baustelle“, so Harald Gollwitzer weiter.

So könne ein Energie-Vergleich der beiden Bohrgeräte, was z. B. Emissionen, Lärm oder CO₂-Ausstoß angehe, vorgenommen werden. Es handele sich dabei um den ersten deutschlandweiten Praxis-Härtevergleichstest dieser Art, in dem die Vor- und Nachteile von elektrischen Bohrgeräten ermittelt würden, erklärte Gollwitzer im Beisein von Liebherr-Vertreter Christian Ogger und seinem Team, dem ausführenden Architekten Stefan Kunnert, Gollwitzer-Bauleiter Michael Schmidt und Andreas Striegl, dem Prokuristen der Gollwitzer-Schwesterfirma BORAMA Rent GmbH.

Nur vier Exemplare des Bohrgerätes  werden derzeit in Europa, drei davon in Norwegen, eingesetzt, berichtete Ogger. Aktuell eines davon in Deutschland und somit erstmals in Weiden und in der Oberpfalz. Auf der ADAC-Baustelle zeichnet sich die Gollwitzer GmbH für die Baugrund-Sicherungsmaßnahmen für das neue Wohn- und Geschäftshaus zuständig. Es werden in den nächsten Wochen rund 100 Bohrpfähle, alle acht Meter lang und mit einem Durchmesser von 62 Zentimeter, zu einer Wand zur Sicherung der Baustelle in den Boden eingebracht.

Architekt Kunnert, der den Bauherren ADAC vertrat, dazu: „Unser Projekt setzt dort weiter an, wo die Arbeit von Liebherr und Gollwitzer beginnt. Denn für den ADAC ist die Öko-Bilanz in allen Bereichen wichtig.“ So werde das neue Gebäude mit seinen zehn Wohnungen und einem ADAC-Fahrsimulationscenter im Erdgeschoss in allen Belangen energieeffizient gebaut.

„Energieeffizienz“ ist auch das Schlagwort, das hinter der Idee des Einsatzes eines elektrischen Bohrgerätes und den unmittelbaren Vergleich mit einem dieselbetriebenen steht, der vom ADAC auf seiner Baustelle dankenswerter Weise unterstützt wird. Harald Gollwitzer hat daher im vergangenen Jahr die Schwesterfirma NATURE DRILL ins Leben gerufen, die bewusst außerhalb des normalen Tagesgeschäftes sich um die Umsetzung neuer Wege bei Energieeinsparungen und um nachhaltigen Tiefbau kümmert.

Denn pro Jahr stößt die Flosser Firma rund 30 Tonnen CO₂ pro Mitarbeiter aus, also rund 4000 Tonnen für das gesamte Unternehmen. Das soll bis 2035 um ein Drittel reduziert werden. Um dies zu gewährleisten, hat sie als erstes Bauunternehmen in Bayern schon 2020 einen CO₂-Fußabdruck erstellen lassen. Demnach verbraucht die komplette Gollwitzer-Firmengruppe rund eine Million Liter Diesel pro Jahr, was einem Energieverbrauch von rund 4000 Megawatt entspricht. Das wiederum ist genauso viel, wie die ungefähr 1000 Haushalte des gesamten Marktes Floß pro Jahr benötigen. „Unser Ziel ist es, falls praktikabel, finanzierbar und technisch durch die Maschinenhersteller möglich, den Diesel zu ersetzen und in Zukunft ausschließlich mit elektrischen Maschinen zu arbeiten“, sagte Harald Gollwitzer.

Deswegen befinde man sich in engem Austausch mit der Baumaschinenindustrie, zumal das Baugewerbe weltweit rund 38 Prozent des 2021 gesamten globalen CO₂-Ausstoßes von 36,3 Milliarden Tonnen verursache. Die Firmengruppe Gollwitzer wolle die genannte Transformation aktiv mitgestalten und nehme daher eine prozessbezogene Vorreiterrolle in der Branche ein. Auch wenn aktuell elektrische Bohrgeräte, wie das in Weiden zum Einsatz kommende LB16 unplugged, ca. eine Million Euro mehr im Vergleich zu dieselbetriebenen kosten würden.

„Die ADAC-Baustelle in Weiden ist für uns zudem eine Pilotbaustelle zur Zertifizierung durch die DGNB, die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen. Diese Gesellschaft bewertet die ökologische Qualität des nachhaltigen Bauens“, sagte Gollwitzer abschließend. Derzeit laufe dafür die Auditierung bis September, ehe im Oktober die Zertifizierung geplant sei.