Umweltminister Thorsten Glauber in Neustadt/WN und Erbendorf zu Gast – Ehemalige Bleikristallfirmen OSRAM und Tritschler sowie Biolandhof Grenzmühle besichtigt
Neustadt/WN-Erbendorf. Eine Zweitauflage und zwei Premieren, davon eine durchaus sportliche: Auf diesen Nenner lässt sich der Besuch des bayerischen Umweltministers Thorsten Glauber in Neustadt/WN und in Erbendorf bringen. Denn während der Freie Wähler (FW)-Politiker nach Februar 2020 in Altenstadt/WN jetzt am Donnerstagnachmittag in der Kreisstadt die Gelände der ehemaligen Bleikristallfabriken sowie den Bahnhof besichtigte, hatte er im Steinwald seinen ersten Auftritt. Damit aber nicht genug: Auf dem dortigen Biolandhof Grenzmühle saß der 50-Jährige erstmalig in seinem Leben auf einem Pferd.
Die positiven Nachrichten vorneweg: Glauber versprach nicht nur ein erneutes Wiederkommen im Oktober, sondern er machte in Neustadt/WN zwei konkrete Zusagen bezüglich der Sanierung und weiteren Nutzung des OSRAM- und des Tritschler-Geländes. In Grenzmühle sicherte er dem aktuell wegen ausstehender Fördermittel finanziell gebeutelten Verein „Kulturlandschaft südlicher Steinwald e. V.“ seine Hilfe und Unterstützung zu.
Wie sehr das Thema „ehemalige Bleikristallfirmen“ in Neustadt/WN interessiert, zeigte eindrucksvoll die Tatsache, dass nicht nur viele Mandatsträger, Kreis- und Stadträte sowie Kandidaten aus der Oberpfalz, dem Landkreis und der Stadt Weiden, wie zum Beispiel der stellvertretende Landesvorsitzende Hans Martin Grötsch aus Königstein, der Tirschenreuther Kreisvorsitzende Bernhard Schmid, der stellvertretende Neustädter Kreisvorsitzende und Kreisrat Karl Meier, der Bundestagsdirektkandidat Tobias Gross und der Bundestagslistenkandidat Markus Emmerich, vor Ort waren.
Auch die Neustädter Kollegen der anderen Parteien um Bürgermeister Sebastian Dippold nutzten die Gelegenheit, um dem Staatsminister die aktuelle Situation und die künftigen Planungen darzulegen. Weiterhin standen die Landratsamts-Vertreterinnen Constanze Schmucker (Referatsleiterin Bauwesen und Umweltschutz) und Larissa Wegmann (Sachgebiet 45 – Bodenschutz und staatliches Abfallrecht) Rede und Antwort.
„Wir haben ein interfraktionelles politisches Team versammelt, um damit zu zeigen, dass diese Generationenaufgabe nur gemeinsam zu bewältigen ist“, sagte Gross daher in seiner Begrüßung. Der FW-Direktkandidat blickte kurz auf die 1990er-Jahre zurück, als sich das Landratsamt und die Stadt Neustadt/WN nach den Pleiten der Bleikristallunternehmen bereits Gedanken gemacht hätten, durch die Ausrichtung einer Landesgartenschau (LGA) Mittelzuweisungen zu erhalten, um auf den brachliegenden Geländen Naturgebiete zu schaffen und die Stadt aufzuwerten.
Der Neustädter Bürgermeister Dippold sagte mit einem Augenzwinkern, dass er sich nun beim dritten Besuch eines bayerischen Umweltministers endlich Lösungen erwartet. Denn seit Jahrzehnten herrsche Stillstand, obwohl das OSRAM- und Trischtler-Gelände „ungemeines Potenzial haben“. Um eine Sanierung und Neunutzung voranzutreiben, habe sich die Stadt Neustadt/WN daher erneut um die LGA auf dem OSRAM-Areal beworben. „Wir haben viele Ideen“, erklärte Dippold, und führte beispielsweise den Bau einer Basketball-Halle auf dem Trischtler-Gelände an.
Die Vertreterinnen des Landratsamtes informierten über den aktuellen Sachstand. So laufen auf dem Trischtler-Areal derzeit die Sanierungsuntersuchungen. Auf dem OSRAM-Grundstück befinde man sich in der Detail- und Grundwasseruntersuchung, wobei für letztere rund zwei Jahre veranschlagt seien. Ein Umstand, den CSU-Stadtrat Josef Arnold, auch angesichts der ebenfalls vorhandenen ziemlich unklaren Besitzverhältnisse bei beiden Flächen, monierte. Eine politische Entscheidung, auch bezüglich der Übernahme der zu erwartenden hohen Sanierungskosten, sei unumgänglich. Zu lange sei nichts passiert, zu lange würden die zahlreichen Untersuchungen andauern.
Staatsminister Glauber äußerte dazu zunächst, dass er sich eine LGA auf dem OSRAM-Gelände sehr gut vorstellen können und befürworten werde. Allerdings müsse eine LGA für die Stadt Neustadt/WN einen nachhaltigen Charakter und Mehrwert bringen. Auf das Trischtler-Grundstück eingehend sagte er, dass das Landratsamt einen sogenannten FGA-Antrag auf Sanierung stellen müsse.
Dann werde die Gesellschaft zur Altlastensanierung in Bayern mbH (GAB) in München in ihrer nächsten Sitzung darüber entscheiden, ehe er dann selbst im Oktober zu einem erneuten Besuch in die Kreisstadt kommen werde. „Wir haben dem Landratsamt die Wege aufgezeigt, die für eine neue Nutzung und Renaturierung zu beschreiten sind“, so Glauber.
Weitaus zügiger ging dann nach einer kurzen Wanderung über den Bocklradlweg sein Besuch des Neustädter Bahnhofs in der St. Georg-Straße über die Bühne. Die FW wünschte sich hinsichtlich der geplanten Elektrifizierung der Bahnstrecke Neustadt/WN-Nürnberg, die bis 2038 über die Bühne gehen soll, eine Abkehr von dieser. Stattdessen solle der Landkreis, der unter der Federführung von Landrat Andreas Meier zur Wasserstoff-Modellregion werden soll, noch stärker das Thema „dieselfreie H2-Züge“ angehen. Glauber wies aber in diesem Zusammenhang darauf hin, dass das Land Bayern nur für die Regionalbahnen zuständig sei. Für den Fernverkehr zeichne sich hingegen DB-Netz verantwortlich.
Abschließend stand für den Staatsminister der Besuch des Biolandhofes Grenzmühle bei Erbendorf auf dem Programm. Dort wurde er von den FW-Kreisräten Ely Eibisch (Stadtrat in Kemnath) und Bernhard Schmidt (2. Bürgermeister der Stadt Erbendorf), den Biolandhof-Eigentümern Andrea und Josef Schmidt sowie von Teichwirt Thomas Beer willkommen geheißen. Josef Schmidt stellte dabei das Konzept des Hofes und der Ökomodellregion vor, bei dem Landwirtschaft und Naturschutz Hand in Hand gehen würden.
Ein Problem sei aktuell die Finanzierung des Ausbaus der Infostelle des Vereins „Kulturlandschaft südlicher Steinwald e. V.“ mit beantragten Fördermitteln durch die Regierung der Oberpfalz in Höhe von 80.000 Euro – für die inzwischen der Förderbescheid vorliegen würde. Allerdings müssten die Auszahlung und die Abrechnung bis Ende des Jahres erfolgen, sonst stehe dem Verein, für den der Naturpark Steinwald die Zwischenfinanzierung übernommen habe, das „Wasser bis zum Hals“.
Schmidt machte weiter deutlich, dass das Infocenter nur dann für eine zeitgemäße Umweltbildung mit digitaler, interaktiver und erlebenswerter Basis zum Anfassen sorgen könne, wenn eine moderne Ausrüstung vorhanden sei. Umweltminister Glauber sicherte diesbezüglich seine Hilfe bis zum unterschriftsreifen Antrag zu, ehe sich auf dem Biolandhof eine rege Diskussion über Biodiversität, über nachhaltige und praktikable Agrarwirtschaft, die sich für den Betreiber lohnen müsse, anschloss. Und nicht zu vergessen: Glaubers sportliche Reit-Premiere auf dem Pferd „Zippo“…