Störche klappern endlich wieder in Floß – Pärchen lässt sich auf Mast bei der Spezialtiefbaufirma Gollwitzer GmbH nieder – „Storchen-Mama“ Andrea Gollwitzer bastelt neuen Horst

Floß. Majestätisch ziehen sie über den Himmel, lässig stehen sie auf der Wiese. Sie überwintern in Afrika oder Spanien. Doch auch in Floß fühlen sie sich wieder wohl – der Storch ist nach Jahrzehnten Abwesenheit endlich in die Gemeinde zurückgekehrt. „Seit Gründonnerstag hat sich bei  uns auf dem Firmengelände ein Pärchen niedergelassen. Und es scheint ihm bei uns zu gefallen, so dass es hoffentlich bleibt und künftig regelmäßig wieder kommt“, freut sich Andrea Gollwitzer, Geschäftsleiterin des Bauunternehmens Harald Gollwitzer GmbH.

Wer erinnert sich nicht? Störche gehörten viele Jahre hinweg zum Flosser Ortsbild. Seit dem 19. Jahrhundert gab es nämlich im Markt mit der „Bergler-Bräu“ in der Neustädter Straße neben der „Bürger-Bräu“ ein zweites Brauhaus. Der hohe Schornstein des 1909 von Großkaufmann Johann Bergler gebauten Sudhauses war lange von einem Storchen-Horst geschmückt, regelmäßig ließ sich dort ein Paar nieder.

Doch nachdem der Betrieb mit bis zu 20 Beschäftigten 1972 aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben worden war und schließlich einem Einkaufscenter weichen musste, das auch schon wieder der Vergangenheit angehört, verschwand ebenso das Zuhause für die Störche. Versuche, den Vögeln anderweitige Alternativen zu bieten, scheiterten – die Störche verschwanden aus Floß.

Bis vor fünf Jahren erinnert sich Andrea Gollwitzer. Pünktlich zu ihrem Geburtstag Mitte April tauchte nämlich erstmals ein Pärchen auf, das sich jedoch aufgrund der Attacken von drei räuberischen Single-Störchen, die zwei Wochen später auftauchten, nur sporadisch zu Besuch aufhielt. Die Familie Gollwitzer, allen voran „Storchen-Mama“ Andrea, sah, wie sich die beiden immer wieder Landealternativen auf einem Kran oder einem extra dafür aufgestellten Masten bei der Schweißerei suchten.

Nachdem aktuell die Baufirma Gollwitzer ihre Schweißerei vergrößert, musste vor ein paar Wochen der alte Mast abgeschnitten werden. Ein neuer, 17 Meter hoch und ausgerüstet mit zwei Gitterrosten als Lande- und Übungsfläche für den möglichen Storchen-Nachwuchs, wurde gebaut und Richtung des Wohnhauses versetzt. Damit aber nicht genug: Nachdem sich Andrea Gollwitzer ausgiebig informiert hatte, sammelte sie zusammen mit ihren Kindern Helena und Ludwig Weidenzweige und Grasnarben.

In mühevoller Kleinarbeit wurde so gemeinsam ein Horst mit einem Durchmesser von 1,60 Metern gebaut und per Kran auf den neuen Masten gesetzt. „Störche lieben einen etwas verwitterten Horst mit entsprechenden Materialien. Den gestalten sie dann, sofern sie bleiben, selber weiter aus“, weiß die 53-Jährige, deren Bemühen von Erfolg gekrönt war. Denn seit Gründonnerstag vor zwei Wochen hat das Storchen-Paar ihr neues Zuhause in Beschlag genommen.

„Wir hoffen, dass es auch bleibt und für Nachwuchs sorgt“, so Andrea Gollwitzer. Ein Blick am Donnerstagvormittag aus 40 Metern Höhe zeigte zumindest, dass die beiden unberingten Störche, die bislang noch keinen Namen haben, aber bald bekommen sollen, denn Horst ausgebaut haben. Gebrütet wird zwar noch nicht, aber viele Zeichen deuten darauf hin, dass dies der Fall sein könnte. Denn Störche sind die einzigen Großvögel, die sich eng an den Menschen angeschlossen haben.

Ihnen dienen Dächer, Schornsteine, Masten oder auch Bäume als Grundlage für den Brutplatz und das Aufziehen der Jungvögel. „Die Voraussetzungen sind gut, sie haben sich inzwischen an das Treiben bei uns auf dem Firmengelände gewöhnt. Zudem sind bei uns in unmittelbarer Nähe genügend Flussauen und Feuchtwiesen, die ihnen beste Voraussetzungen zur Nahrungssuche geben“, weiß Andrea Gollwitzer, die sich jeden Morgen über das charakteristische Begrüßungs-Klappern der Störche freut.