Die Arbeit der Sicherheitsdienste hat sich aktuell grundlegend verändert – „FRI-SEC“-Chef Marcus Fritsch verstärkt Schutz seiner Mitarbeiter und bemängelt fehlende Wertschätzung seines Berufs

Wildenau. 10 Uhr morgens: Nach nur vier Stunden Schlaf klingelt der Wecker. Die nächste Doppelschicht steht an. Für Marcus Fritsch, Chef der Sicherheitsfirma „FRI-SEC – Ihr Partner für Schutz und Sicherheit“, ist das seit den am 16. März vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ein ganz normaler Ablauf. „90- bis 100-Stunden-Wochen sind aktuell an der Tagesordnung“, sagt der 42-jährige Wildenauer. Was aber derzeit das einzige Normale ist, denn seine Arbeit und die Arbeit seiner Angestellten hat sich seit Mitte März in vielen Dingen grundlegend verändert.

Der gelernte Schreiner, der als Soldat des ersten Kontingents im Kosovo war und dort das erste Mal mit bekannten Politikern, wie Günther Beckstein oder Rudolf Scharping in Kontakt kam, entschied sich nach seinem Ausscheiden als Zeitsoldat bei der Bundeswehr für eine Karriere im Sicherheitsdienst. Nach Stationen und der anspruchsvollen und erfolgreichen Ausbildung an einer hochdotierten Sicherheits-Academy in Frankfurt folgten Erfahrungen in der Frankfurter Botschaft, in US Objekte Heidelberg, Mannheim, Grafenwöhr und München. So kehrte er 2008 nach Wildenau zurück, wo er nun hauptberuflich „FRI-SEC“ mit Erfolg leitet.

Unter seiner Regie und deren Zielstrebigkeit mauserte sich das Unternehmen inzwischen zu einer der größten und seriösesten Sicherheitsfirmen in der Region. Eine Fachkompetenz, die Veranstalter, Städte und Behörden sehr wertschätzen. „Das liegt sicherlich auch an meinem wirklich tollen, engagierten und bestausgebildeten Mitarbeitern, die sich mit dem Unternehmen komplett identifizieren, einfach eine Familie halt“, lobt Fritsch. „Ich beschäftige nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Leumund absolut rein ist, und die eine erfolgreiche Sachkundeprüfung absolviert haben oder in Ausbildung dazu stehen. Natürlich gehört die erforderliche Selbstverteidigung dazu. Bei mir gibt es kein unausgebildetes Personal.“

Zum anderen sei die den Organisatoren von Veranstaltungen gelieferte Arbeit „einfach qualitativ hochwertig“. „Unser gemeinsames Ziel ist, dort für Recht und Ordnung nach den gesetzlichen Grundlagen zu sorgen – immer deeskalierend, freundlich und zuverlässig sowie, besonders wichtig, nie im Vorder- sondern stets im Hintergrund stehend“, sagt Fritsch. Da verwundert es nicht, dass die Polizei in der Region und in Bayern oftmals im Vorfeld von Veranstaltungen Fritschs versierten Rat einholt. „Wir arbeiten inzwischen ganz eng mit den Behörden, sogar mit der Bayerischen Staatskanzlei, zusammen.“

In der aktuellen Krisenzeit mit erhöhtem Sicherheitsbedarf bei Behörden, Ämtern, Supermärkten und Krankenhäusern sowie der generellen Absage von Festen, Partys oder Konzerten warten jedoch viele neue Herausforderungen auf Fritsch und sein Team. „Es hat sich Schlag auf Schlag Vieles verändert“, erzählt der 42-Jährige. „Binnen zwei Tagen brachen uns alle Veranstaltungen weg. Dafür vermehrten und vermehren sich wegen des Corona-Virus‘ die Anfragen anderer Einrichtungen.“

So ist „FRI-SEC“ momentan unter anderem verstärkt für Drogerie-, Einkaufs und Baumärkte oder für das Arbeitsamt und die Kliniken Nordoberpfalz AG im Objektschutz unterwegs. „Wir tragen somit eine große gesellschaftliche Verantwortung, ergänzen und unterstützen viel intensiver die Arbeit der Polizei“, berichtet Fritsch. Allerdings, und das sei für ihn ein Knackpunkt, ohne die entsprechende Wertschätzung in der Öffentlichkeit und den nötigen Respekt, die im Gegensatz dazu die Pflege, die Verkäufer, die Kinderbetreuung, die Ärzte, die Krankenpflege und viele mehr erfahren würden.

Fritsch spricht in diesem Zusammenhang sogar von der „vergessenen Gruppe der privaten Sicherheitsdienste“. „Wir, die täglich 24 Stunden den Gefahren des Corona-Virus  und der Unvernunft der Mitmenschen ausgesetzt sind, sprechen, empfangen, führen Menschen und haben manchmal auch – gewollt oder ungewollt – körperlichen Kontakt mit ihnen. Wir haben wie viele andere auch nicht die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten“, bemängelt der Unternehmer. Seine Mitarbeiter und er seien mindestens genauso, wenn nicht sogar mehr, gefährdet als jeder andere. Das erkennen sogar seine Auftraggeber schätzend an.

Denn: „Wer gibt uns, von denen die meisten Familienväter und -mütter sind, die Garantie, dass die Person, an die ich mich wende, oder auf andere Weise nähere oder nähern muss, den Virus nicht in sich trägt?“, fragt Fritsch. Klar, er habe zwar weitreichende Schutzmaßnahmen für seine Mitarbeiter, wie Gesichtsmasken, Einweghandschuhe oder Desinfektionsmittel, getroffen. Aber alles auf eigene Kosten und ohne jegliche zu erwartende Unterstützung durch finanzielle Förderprogramme von Land und Bund.

„Die würden wir aufgrund unserer Auftragslage ja auch gar nicht bekommen“, sagt er und erneuert einhergehend seine Forderung nach einem einheitlichen gewerblichen Tarifvertrag für die gesamte Branche. „Uns geht es derzeit wie vielen Sicherheitsfirmen, die mit ausgebildeten Angestellten arbeiten: Wir tragen ein enormes Risiko, bekommen dafür aber nicht einmal den Lohn einer Reinigungskraft“, kritisiert Fritsch, der nochmals einen kräftigen Schluck aus der Kaffeetasse nimmt, ehe er sich auf dem Weg zu seiner ersten von zwei Schichten an diesem Tag aufmacht.